Das Windmärchen ist eine lyrische Umsetzung über den Wind und seine Macht.
Windmärchen
Machtvoller Wind erhebe dich!
Der kleine Mensch, er rettet sich!
Über die Felder hinweg,
Trägst du Pflanzen, Staub und Dreck.
Wehst Blüten, Blätter, klein Getier,
In deiner verspielten, machtvollen Gier,
Zu tragen, was nicht festgemacht,
»Ha! Ha! Ha!« Hört, wie er lacht!
Freude, zu bewegen, was er kann,
Macht er Angst, fast jedermann.
Kein Wasser ist sicher, es tost in den Himmel,
Der Wind reitet herum, auf seinem Schimmel.
Der weiße Mantel flattert umher,
In seinem Übermut möchte er mehr!
Machtvoll reißt die Windhose,
Alles mit sich, mit viel Getose!
Nichts ist geschützt in der Welt,
Wenn es dem Winde gefällt.
Er reißt Haus und Hof in den Himmel hinauf,
Siehst du ihn? Lauf!
Hat er gespielt, wird’s ihm rasch fade,
Verlässt der Menschenwelt Gestade.
Zu wehen, zu wirbeln, kehrt er zurück,
Wo er hat sein täglich Glück.
Sein Schloss steht am Rande der bekannten Welt
In den Wolken, die Halten das Himmelszelt.
Sucht ihn die Langeweile heim,
Will er auf Abenteuer sein,
Lässt zurück seine Königin,
Sein anderer, fröhlicher Lebenssinn.
Er gewann sie einst von der Nacht,
Wo sie als Stern zum Leben erwacht.
Bildhübsch, erschienen, um zu sehen,
Was er vermag mit dem Wirbeln und Wehen.
Erblickte er sie, war er in ihrem Bann,
Der Kaiser, der Wind, der mächtige Mann.
Langes weißes Haar, wie Schnee,
Bleiche Haut, Augen braun, wie ein Reh.
Ein lauer Sommerwind wehte sogleich,
Durch das ganze Menschenreich.
Sein Herz, von der Eiskönigin gefroren,
War an den Stern verloren.
Dies war der Eiszeit letzter Hauch,
Spürst du das warme Lüftchen auch?
Wenn es Streit gibt mit seiner Frau,
Dann werden die Wolken grau.
Die Luft wird kalt, der Schnee, er fällt,
So wird es Winter in der Welt.
Wird er nach dem Ehekrache schwach,
Kommt der Frühling, die Natur wird wach.
Somit hofft die Welt auf Eintracht vom Wind,
Dem verspielten Manne, dem großen Kind.
Originally posted 2022-05-18 15:00:00.